16.01.2007
Eine Milliarde Menschen haben heute keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser. Süsswasser und Meere sind in einem Ausmass belastet, dem die Natur nicht mehr gewachsen ist. Hunger, Armut, Seuchen und Kindersterblichkeit sind eng mit dieser globalen Wasserkrise verknüpft. Wasser ist zu einem Instrument der Macht geworden und eine Bewältigung des Problems wird durch soziale, ökologische, politische und ökonomische Interessenkonflikte behindert. Die Kernfrage lautet: Ist Wasser eine handelbare Ware oder ist die freie Verfügbarkeit über sauberes Wasser ein Menschenrecht?
Faszinierendes Foto-Lesebuch
Das kürzlich erschienene Werk «Wem gehört das Wasser?» (vgl. Angaben unten) deckt sämtliche Bereiche ab, die im Zusammenhang mit Wasser relevant sind. Entstanden sind ein wunderschöner Bildband und ein faszinierendes Lesebuch zugleich. Die sorgfältige Gestaltung lädt ein zum Schmökern und Schauen, zum Staunen über die Genialität des Wassers und über den absurden Umgang damit. Die treffend gewählten Texte und die bewegenden Bilder vermitteln sachliche und visuelle Information auf erfrischende, aber auch erstaunliche und erschreckende Art und Weise.
Das kommerzialisierte Menschenrecht
Ist der Zugang zu Wasser ein «Human Right» oder «Human Need», ein Menschenrecht oder bloss ein menschliches Bedürfnis? Mit dieser Frage wird im Kapitel «Das kommerzialisierte Menschenrecht» die Debatte eröffnet. Die Kuriosität und gleichzeitig die immense Tragweite dieser Frage werden dargestellt.
Es wird aufgezeichnet, wie bis in die 70er Jahre kaum jemand das Recht auf Wasser in Frage stellte. Im Zuge der Deregulierungs- und Privatisierungswelle kündigte die Privatwirtschaft den stillschweigenden Konsens, dass der Zugang zu Wasser ein Menschenrecht sei. Ohne die Frage explizit geklärt zu haben, machten transnationale Unternehmen und internationale Finanzinstitute Wasser zu einem wirtschaftlichen Gut und beschränkten den Zugang zu Wasser damit faktisch auf diejenigen, die es sich leisten können, den vom Markt geforderten Preis zu bezahlen.
Plädoyer gegen Privatisierung
Auch die jüngsten Entwicklungen sind im vorliegenden Buch dokumentiert. So scheint die Einsicht allmählich zu wachsen, dass sich die bisherigen Mittel und Strategien nicht bewähren. Die Weltbank, die bisher zu den konsequentesten Verfechtern einer möglichst weitreichenden Privatisierung der Wasserversorgung zählte, signalisierte einen möglichen Strategiewechsel. Die Gemeinden vor Ort müssten selbst entscheiden, ob sie öffentliche oder private Betreiber und Versorgen bevorzugten.
«Wem gehört das Wasser?» endet mit einem klaren Statement dafür, dass Wasser allen gehören sollte und dass ein freier Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht anerkannt werden muss.
Angaben zum Buch
Wem gehört das Wasser?
Herausgegeben von Klaus Lanz, Lars Müller, Christian Rentsch, René Schwarzenbach
Mit Unterstützung der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG), dem Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs
Lars Müller Publishers, Baden 2006
536 Seiten mit ca. 200 Fotografien
Format: 16,5 x 24 cm Kosten: CHF 69.90
Weitere Informationen
- Die Schlacht um den Rest
Buchrezension, WOZ, 16. November 2006 - Internationaler Tag der Menschenrechte: Helvetas fordert Zugang zu sauberem Wasser
Presseportal, 9. Dezember 2006 - Wasser als Schlüssel zur Entwicklung
UNDP-Bericht 2006 über die menschliche Entwicklung, DEZA, 28.Dezember 2006
Tagung zum Thema
- Wasser - ein öffentliches Gut
16. März 2007, 9.00 - 13.00 Uhr, Kultur-Casino in Bern