26.04.2020
Ein bedeutender Teil der gemeldeten Fälle rassistischer Diskriminierung fanden im öffentlichen Raum und am Arbeitsplatz statt. Die am häufigsten gemeldeten Formen rassistischer Diskriminierung waren Benachteiligungen und Beschimpfungen. Das häufigste Motiv war die Ausländerfeindlichkeit/Fremdenfeindlichkeit, gefolgt vom Rassismus gegen Schwarze und von Muslimfeindlichkeit. Erkennbar ist ausserdem eine Zunahme von Fällen mit rechtsextremem Hintergrund.
Medienmitteilung der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus EKR und humanrights.ch
Der öffentliche Raum ist mit 62 Beratungsfällen der am stärksten betroffene Lebensbereich. Der Arbeitsplatz mit insgesamt 50 Fällen verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme an registrierten Fällen und liegt neu an zweiter Stelle. Besonders häufig wird auch rassistische Diskriminierung in der Nachbarschaft, im Bildungsbereich und bei Kontakten mit der Verwaltung und der Polizei gemeldet.
Nach dem generellen Motiv der Ausländerfeindlichkeit / Fremdenfeindlichkeit mit 145 Nennungen ist Rassismus gegen Schwarze mit 132 Nennungen das am häufigsten genannte Diskriminierungsmotiv. Danach folgt Muslimfeindlichkeit mit 55 Nennungen. Fälle mit rechtsextremem Hintergrund nahmen mit 36 registrierten Vorfällen merkbar zu. So berichtete eine Fachperson der Beratungsstelle über verschiedene rechtsextreme Vorfälle in einer Gemeinde, welche von Schülerinnen und Schülern ausgingen. Es ist dabei zur Verbreitung von rechtsextremen Symbolen und Gesten (Hitler-Gruss) bis hin zu verbalen und physischen Übergriffen auf einen Schwarzen Jugendlichen gekommen. Die von der Beratungsstelle geführten Gesprächsrunden und Interventionen trugen zur Sensibilisierung bei und führten zur Beruhigung der Situation vor Ort.
Racial Profiling war mit 23 gemeldeten Fällen auch ein Thema in der Beratung. So wandte sich beispielweise eine Frau an eine Beratungsstelle, weil sie bei der Rückkehr von einer Geschäftsreise als einzige Passagierin von der Flughafenpolizei und den Grenzwachkorps zur Seite genommen wurde. Obwohl alle ihre Dokumente in Ordnung waren und ohne ihr den Grund zu nennen, wurde sie in einem separaten Zimmer aggressiv befragt, ihr Koffer wurde kontrolliert und sie musste sich ausziehen. Im Bericht werden dieses und andere Fallbeispiele im Rahmen eines Interviews zu Racial Profiling in Genf näher beleuchtet.
Im aktuellen Bericht wurden 352 Beratungsfälle zu rassistischer Diskriminierung ausgewertet. Diese wurden von den 22 Beratungsstellen aus allen Regionen der Schweiz zusammengetragen, die Mitglied im Beratungsnetz sind. Der Bericht erhebt keinen Anspruch auf eine vollständige statistische Erfassung und Auswertung aller Fälle rassistischer Diskriminierung. Vielmehr bietet er einen Überblick über die Erfahrungen von Betroffenen von Rassismus sowie über die Qualität und die Vielfalt der Beratungsarbeit. Neben allgemeiner Auskunft, psychosozialer Unterstützung oder Rechtsberatung für die betroffenen Personen leisten die Beratungsstellen auch einen wichtigen Beitrag zur Konfliktbewältigung.
Der Bericht kann auf Deutsch, Französisch und Italienisch unter www.network-racism.ch heruntergeladen und bestellt werden bei: Beratungsnetz für Rassismusopfer, Tel. 031 302 01 61, E-Mail.
- Medienmitteilung (pdf)