Im Auftrag des Europäischen Parlaments wurde 2005 von Terre des Femmes Deutschland eine Studie zum Thema Genitalverstümmelung
(FGM = Female Genital Mutilation) herausgegeben.
Im ersten Teil informiert die fundierte Studie über die verschiedenen Typen der FGM gemäss einer Einteilung der WHO. Bei der Verbreitung der FGM wird vor allem auf den afrikanischen Raum eingegangen und die Verbreitung der FGM durch die Migration nach Europa angesprochen. Dabei wird betont, dass man die Verbreitung nach ethnischen Gruppen und nicht nach Staatsgrenzen ziehen muss und die Praxis der Genitalverstümmelung nicht auf bestimmte Religionen eingrenzbar ist. Des weiteren werden die betroffenen Gruppen, Praktiken, die durchführenden Personen und die gesundheitlichen Konsequenzen für die Betroffenen beschrieben, was die Grausamkeit der Praktik in aller Deutlichkeit aufzeigt.
Sehr informativ ist das Kapitel über die medizinischen Hilfsmöglichkeiten der Betroffenen, welches Hintergrundwissen und Empfehlungen für das medizinische Personal im Umgang mit Patienten, die eine Genitalverstümmelung erleiden mussten, bietet.
Im zweiten Teil der Studie geht es um die soziologischen, kulturellen und ökonomischen Aspekte der FGM. Nach einem kurzen historischen Abriss werden Begründungen für die Genitalverstümmelung aufgeführt, welche jedoch ohne Bezug auf die verschiedenen Ethnien erläutert werden. Die Ausführungen zeigen, wie FGM in ein komplexes System von ästhetischen, mythischen, religiösen und ökonomischen Vorstellungen und Handlungen sowie traditionellen Konzepten über Weiblichckeit, Männlichkeit und Gesundheit eingebettet sind.
Im dritten Teil werden internationale Abkommen, gegen welche die weibliche Genitalverstümmelung verstösst, sowie strafrechtliche Regelungen gegen FGM in den verschiedenen afrikanischen und europäischen Staaten aufgeführt. Dabei wird deutlich, dass Strafgesetze allein kein Umdenken bewirken. Als Signalwirkung sind sie jedoch dienlich, da in der Studie deutlich wird, dass die Tabuisierung weiterhin ein Problem darstellt und sachspezifische Information und Aufklärung weiterhin von hoher Notwendigkeit sind.
In einem letzten Kapitel werden einige wesentliche Lösungsansätze gegen Genitalverstümmelung in Afrika und Europa und die Schwerpunkte der jeweiligen Organisationen vorgestellt. In den abschliessenden Empfehlungen wird der EU eine entscheidende Rolle zugedacht, da die betroffenen Länder meist auf internationale Hilfeleistungen angewiesen sind um den Mangel an Mitteln zur Bekämpfung der FGM zu unterbinden.
- Studie zu weiblicher Genitalverstümmelung
Terre des Femmes, 2005 (pdf, 62 S.)
Informationen zu Terre des Femmes
Terre des Femmes informiert die breite Öffentlichkeit, aber auch Zielgruppen wie MedizinerInnen und MigrantInnen zum Thema des FGM, das zu den Schwerpunktthemen der Organisation gehört. Neben der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland unterstützt TDF in Afrika (Burkina Faso, Kenia, Tansania) drei Projekte gegen Genitalverstümmelung.
- Dossier weibliche Genitalverstümmelung
Terre des Femmes Schweiz - Schnitte in Körper und Seele –
Eine Umfrage zur Situation beschnittener Frauen und Mädchen in Deutschland
UNICEF, Terre des Femmes, Berufsverband Frauenärzte, 2005 (pdf, 24 S.)
Weitere Organisationen gegen FGM
- Mitgliedsorganisationen von INTEGRA – Netzwerk gegen weibliche Genitalverstümmelung
Weiterführende Links zu den Mitgliedsorganisationen von INTEGRA (deutschsprachig) - FORWARD – Foundation for Women's Health, Research and Development
Forward setzt sich bereits seit 1985 gegen Genitalverstümmelung ein. Mittlerweile gibt es Forward in mehreren Staaten der Welt, zum Beispiel in Grossbritannien, Nigeria, den USA und Deutschland - Equality Now – Eine Organisation für Frauenrechte, mit dem Schwerpunkt Genitalverstümmelung des Africa Regional Office