23.11.2021
«Das Birchermüesli im Gefängnis ist deswegen so beschissen, weil man den Insassen damit ihre Würde nehmen will», fand Walter Stürm – der wohl bekannteste Ausbrecherkönig der Schweiz – in den 80er Jahren. Die Frage nach der Menschenwürde im Schweizer Freiheitsentzug ist heute nicht vom Tisch.
Walter Stürm kämpfte mit Unterstützung seiner Anwältin gegen die Lebensbedingungen in der Isolationshaft. In Rahmen unserer Beratungstätigkeit für Gefangene stellt sich die Frage nach der Menschenwürde im Schweizer Freiheitsentzug tagtäglich und immer noch gleichermassen.
Am 25. November kommt «Stürm – bis wir tot sind oder frei» in die Deutschschweizer Kinos. Der Film zeigt auf, wie im Kontext der 80er Jahre Anwält*innen begannen, die Frage nach der Konformität des Schweizer Freiheitsentzugs mit den internationalen Menschenrechtsabkommen zu stellen. Es entstand eine Bewegung, die sich für menschenwürdigere Bedingungen in Schweizer Gefängnissen und Justizvollzugsanstalten stark machte.
Seither hat sich einiges verändert. Während sich die Bedingungen im Freiheitsentzug in gewissen Bereichen verbessert haben, tragen das zunehmende Sicherheitsdenken in der Gesellschaft und die veränderte Zusammensetzung der Gefängnispopulation dazu bei, dass eine menschenwürdigere Unterbringung aller Menschen im Freiheitsentzug immer noch auf sich warten lässt. Gefangene sind öfter und länger in Einzelhaft, Vollzugslockerungen oder bedingte Entlassung werden immer weniger gewährt und die Gesundheitsversorgung ist mangelhaft. Wegen fehlenden Therapie- und Massnahmenplätzen werden viele Gefangene im falschen Haftregime untergebracht und stationäre Massnahmen zu oft und zu lange in gewöhnlichen Vollzugsanstalten durchgeführt. Die Schweiz wird diesbezüglich seitens der UNO immer wieder kritisiert.
Engagieren Sie sich für einen menschenwürdigen Freiheitsentzug und unterstützen Sie die Aktivitäten unserer Fachstelle Freiheitsentzug.
Spender*innen nehmen an der Verlosung von 5 x 2 Kinotickets für «Stürm – bis wir tot sind oder frei» teil!
kontakt
Livia Schmid
Leiterin Beratungsstelle Freiheitsentzug
livia.schmid@humanrights.ch
031 302 01 61
Bürozeiten: Di/Do/Fr