15.02.2006
Die Menschenrechtspolitik ist heute ein wichtiger Bestandteil der schweizerischen Aussenpolitik. Zuvor vergingen allerdings Jahrzehnte, die von ausgeprägter Zurückhaltung der Schweiz geprägt waren. Dies zeigt die Dissertation zur schweizerischen Menschenrechtspolitik im Kalten Krieg von Jon A. Fanzun, Politologe und Vorstandsmitglied von Humanrights.ch / MERS.
«Die weit verbreitete Ansicht, wonach das Engagement für die Menschenrechte eine ‚Konstante der schweizerischen Aussenpolitik’ sei, ist aus historischer Perspektive nicht haltbar», schreibt Fanzun, der in seiner Arbeit besonderes Gewicht auf die 1960er und 70er Jahre legt. Fanzun stützt sich vor allem auf Quellen aus dem Eidgenössischen Politischen Departement (seit 1979 EDA) und beleuchtet den langen Weg zum Beitritt zu internationalen Organisationen und Konventionen. Er legt dar, dass das Selbstverständnis der Schweiz, welches stark auf den Grundsätzen Neutralität und Souveränität basiert, einem aktiven Eintreten für die Belange der Menschenrechte häufig im Weg stand. Die Arbeit zeigt auch, dass die Behörden die Aussenwirtschaft als wertfrei begriffen und sich bis in die 1990er Jahre kategorisch dagegen wehrten, wirtschaftliche Beziehungen mit menschenrechtlichen Zielen zu verbinden.
Der Historiker Georg Kreis nannte die Dissertation von Fanzun, die nun unter dem Titel «Die Grenzen der Solidarität. Schweizerische Menschenrechtspolitik im Kalten Krieg» in Buchform vorliegt, in einer ausführlichen Buchbesprechung in der NZZ «höchst informativ».
- Nicht Vorreiterin, sondern Nachzüglerin (pdf, 2 S.)
Buchbesprechung von Georg Kreis in der NZZ vom 7./8. Januar 2006 - Mühe mit den Menschenrechten (pdf, 1 S.)
«Der Bund», 15. Februar 2006 - Die Grenzen der Solidarität. Schweizerische Menschenrechtspolitik im Kalten Krieg
Informationen des NZZ-Verlags mit Bestellmöglichkeit
Kurzbeiträge von Jon Fanzun zum selben Thema
-
Schweizerische Menschenrechtspolitik seit dem Zweiten Weltkrieg - ein Überblick
(pdf, 34 S.)
Jusletter vom 7. Februar 2005. -
Schweizerische Menschenrechtspolitik seit dem Zweiten Weltkrieg:
Vom Sonder- zum Normalfall (pdf, 51 S.)
Beiträge der Forschungsstelle für Internationale Beziehungen der ETH Zürich, Nr. 35, April 2002. -
Swiss Human Rights Policy: Between Humanitarian Tradition and Political Reluctance
(pdf, 38 S.)
Beiträge der Forschungsstelle für Internationale Beziehungen der ETH Zürich, Nr. 39, Januar 2003 -
Keineswegs ein Musterkind: Die Mühen der Schweiz mit dem Menschenrechtsschutz
(pdf, 2 S.)
Aargauer Zeitung vom 25. Februar 2004, S. 2. -
Die Schweiz und die Sozialcharta: ein politisches Trauerspiel
St. Galler Tagblatt, 10. Dezember 2004, S. 10.